Interview: TWG-Experte wird PC-Experte

„Mein Interesse an Technik kommt vom Zocken.“

Jugendwohnen im Kiez: Simon, du wohnst jetzt seit fünf Monaten in einer therapeutischen Wohngemeinschaft in Kreuzberg. Wie gefällt es dir dort?

Simon: Mir gefällt es richtig gut hier. Ich mag die Altbauten, den Kiez und einfach den ganzen Vibe! Besonders die Bergmannstraße mit den vielen Cafés ist ein Highlight für mich. Da gehe ich gern mit meinen Freunden hin. Es ist einfach ganz anders als Gropiusstadt, wo ich aufgewachsen bin. Da ist es deutlich ärmer, und es gibt nicht so viel zu erleben.

Jugendwohnen im Kiez: Was hat dich ursprünglich nach Kreuzberg gebracht?

Simon: Ich bin in eine therapeutische Wohngemeinschaft gezogen, weil ich in der Vergangenheit soziale Schwierigkeiten hatte, besonders in der Schule. Ich hatte soziale Phobien entwickelt und bin sehr selten vor die Tür und auch lange gar nicht zur Schule gegangen. Hier in Kreuzberg hat sich das geändert, ich habe das Gefühl, dass mir die Menschen wirklich helfen wollen. Das Umfeld hier ist sehr offen und nett, und ich fühle mich hier echt wohl.

Jugendwohnen im Kiez: Du machst aktuell ein Praktikum in der IT-Abteilung bei Jugendwohnen im Kiez. Wie bist du dazu gekommen?

Simon: Mein Interesse an Technik kommt vom Zocken. Wenn du weniger Geld hast, musst du deinen PC auch mal selbst zusammenbauen und reparieren. Als ich dann mit einer Pädagogin einen Praktikumsplatz gesucht habe, sind wir auf die IT-Abteilung von Jugendwohnen im Kiez gestoßen. Da wollte ich unbedingt hin, um mehr Struktur in meinen Alltag zu bekommen.

Jugendwohnen im Kiez: Was machst du genau in deinem Praktikum?

Simon: Ich habe schon viel Erfahrung als Techniker gesammelt und gehe oft mit zu Außenterminen. Ich lerne, wie verschiedene Programme funktionieren, wie zum Beispiel Remote Desktop, und bekomme einen Einblick in die Büro-Strukturen. Diese Strukturen helfen mir auch, meinen Alltag besser zu gestalten und offener zu sein.

 

Therapeutische Wohngruppe 2 Gemini

Jugendwohnen im Kiez: Es klingt, als hättest du dich hier weiterentwickelt. Wie siehst du deine Zukunft?

Simon: Auf jeden Fall! In den letzten fünf Monaten hat sich bei mir mehr getan als in den Jahren zuvor. Ich habe jetzt eine Ausbildungsstelle zum Fachinformatiker für Systemintegration. Das ist eine richtig gute Veränderung für mich, vor allem, weil ich bisher keinen Schulabschluss hatte. Es fühlt sich wie eine zweite Chance an, die ich unbedingt nutzen will.

Jugendwohnen im Kiez: Wie erlebst du das Leben in der Wohngemeinschaft?

Simon: Es ist wie ein Neustart für mich. Alle, die dort wohnen, kochen zusammen, und wir unternehmen Ausflüge – es ist eigentlich wie eine normale WG. Ich kann das nur weiterempfehlen.

Jugendwohnen im Kiez: Und was sind deine Pläne nach der Ausbildung?

Simon: Die Ausbildung erfolgreich abschließen und arbeiten– irgendwo mit einer lockeren, offenen Atmosphäre, das wäre super. Vielleicht bei einem ähnlichen Träger wie Jugendwohnen im Kiez.